FHNW ImFreien: Eine regenerative Zukunft gestalten

Martina Hänggi aka Marti Micelio
HOCHSCHULE FÜR TECHNIK

Eine regenerative Zukunft gestalten
FHNW ImFreien als lebendiges Experiment

Unsere Welt verändert sich rasant. Klimawandel, Artensterben und Urbanisierung fordern uns heraus, neue Denkweisen zu entwickeln und innovative Lösungen zu erproben. Vor diesem Hintergrund wurde FHNW ImFreien ins Leben gerufen – als Raum, der nachhaltige Transformation nicht nur erforscht, sondern aktiv gestaltet.

 

FHNW ImFreien – Ein kuratiertes Experimentierfeld für die Zukunft

Seit 2022 widmet sich FHNW ImFreien der Frage, wie der Aussenraum des FHNW Campus Brugg-Windisch als Labor für nachhaltige Gestaltung genutzt werden kann. Durch kreative Experimente, interdisziplinäre Studien und gemeinschaftliche Aktionen wird der Campus zu einem lebendigen Modell für zukunftsfähige Landschaften.

Die Initiative wird kuratiert und kontinuierlich weiterentwickelt, indem Fachleute, Studierende, Forschende und Gestaltende miteinander in den Dialog gebracht werden. Dadurch entsteht ein dynamisches Geflecht, das Synergien schafft und neue Denk- und Handlungsräume öffnet.

Dabei geht es nicht nur um Begrünung oder ökologische-soziologische Massnahmen, sondern um eine tiefgreifende Auseinandersetzung mit der Beziehung zwischen Menschen, Ökologie und Gestaltung.

 

Ein Pilotprojekt für regenerative Landschaften

FHNW ImFreien entstand im Rahmen des Förderprogramms Incubator for Design Cultures der Hochschule für Gestaltung und Kunst Basel. Als partizipatives Projekt bezieht es Studierende, Mitarbeitende, Lehrende, Forschende und nicht-menschliche Akteur:innen – von Pflanzen bis Mikroorganismen – mit ein. Durch diesen holistischen Ansatz wird der Campus zu einem Experimentierfeld für Biodiversität, ökologisch-soziologische Prinzipien und neue Formen des Miteinanders.

 

Unsere Vision: Gestaltung im Einklang mit der Natur

Unsere Vision von regenerativer Gestaltung geht über klassische Umweltmassnahmen hinaus. Wir wollen einen lebendigen, gemeinschaftlichen Raum schaffen, der den Menschen als Teil der Natur und nicht als getrennte Einheit betrachtet – ein miteinander verwobenes System. Dabei folgen wir sechs zentralen Prinzipien:

  • Räume erlebbar machen – Durch interaktive Gestaltung wird der Campus zu einem Ort des Austauschs und der Inspiration.
  • Lernen durch Erfahrung – Nachhaltigkeitsthemen werden durch praxisnahe Forschungs- und Lehrprojekte greifbar.
  • Vernetzung fördern – Disziplinen, Standorte und Akteur:innen werden miteinander verbunden, um Synergien zu schaffen.
  • Flexibles, kreatives Denken – Wir experimentieren spielerisch mit neuen Ansätzen und reagieren agil auf Veränderungen.
  • Alle Akteur:innen einbeziehen – Menschen, Tiere, Pflanzen, Pilze und Moose und weitere sind Teil der Gestaltung.
  • Dynamische Strukturen schaffen – Durch offene Prozesse bleibt Raum für Weiterentwicklung und Anpassung.

 

Fünf Aktionsfelder als Herzstück von FHNW ImFreien

Um diese Vision zu realisieren, konzentriert sich FHNW ImFreien auf fünf ineinandergreifende Handlungsfelder:

  1. Interaktive Aussenräume – Durch ökologisch inspirierte Gestaltung entsteht ein Campus, der zum Erkunden, Verweilen und gemeinsamen Lernen einlädt.
  2. Forschungs- und Lehrprojekte – Regenerative Gestaltung wird fester Bestandteil des akademischen Alltags.
  3. Hochschulübergreifende Vernetzung – Der Austausch zwischen Disziplinen, Standorten und Aussenstehenden fördert innovative Lösungen.
  4. Kreative Transformation – Flexibles, experimentelles Arbeiten eröffnet neue Gestaltungsmöglichkeiten.
  5. Sozio-ökologische Raumgestaltung – Das Zusammenspiel von Lebensräumen und Gemeinschaften steht im Fokus.

FHNW Campus Brugg-Windisch – Ein Ort im Wandel

Der FHNW Campus Brugg-Windisch, in den 1960er-Jahren von Architekt Fritz Haller entworfen, ist heute mehr als ein klassischer Hochschulstandort. Er ist ein Knotenpunkt zwischen Stadt, Industrie, Klosterpark und Wohnraum – und ein ideales Testfeld für eine nachhaltige Gestaltung.

Durch Interviews mit Studierenden und Mitarbeitenden wurde deutlich, wie sehr eine ökologisch-soziologische Gestaltung die Lebensqualität auf dem Campus steigern kann. Es geht nicht nur darum, eine grünere Umgebung zu schaffen, sondern darum, den Campus als lebendiges Ökosystem zu verstehen. So wird FHNW ImFreien nicht nur zu einem Modellprojekt für regenerative Stadtentwicklung, sondern auch zu einem kreativen Impulsgeber für eine neue Designkultur, die Transformation zulässt.

 

Umgesetzte Projekte – Nachhaltigkeit in Aktion

In den letzten zwei Jahren sind fünf bedeutende Initiativen entstanden, die den Campus zu einem Ort des ökologischen, sozialen und kreativen Wandels machen:

  • Wildblumeninseln – Vielfalt statt Einheitsgrün
    Durch reduzierte Mähintervalle entstanden 2500 m² Blumenrasen und 1500 m² Wildblumenwiese, die eine Vielzahl von Insekten anziehen. Regionale Saatmischungen und kreative Pflanzkonzepte fördern die Biodiversität. In Zusammenarbeit mit Expert:innen für ökologische Landschaftsplanung dienen diese Flächen als Modell für artenreiche Vegetationsstrukturen auf urbanen Campusflächen.
  • Parklets – Vom Parkplatz zur Begegnungsstätte
    Im Rahmen der Nachhaltigkeitswoche 2023 wurden mobile Sitzgelegenheiten aus recycelten Paletten geschaffen. Diese Initiative regte dazu an, den öffentlichen Raum neu zu denken. Studierende und Mitarbeitende konnten die Parklets als Treffpunkt, Lernort oder einfach für eine entspannte Pause im Freien nutzen. Die Umnutzung von Parkflächen zeigt, dass nachhaltige Mobilitätskonzepte auch an Hochschulen umgesetzt werden könnten. Die Aktion wurde aber abgebrochen zugunsten der Parkplätze.
  • Senscapes – Ein Sinnes-Parcours für neue Perspektiven. 
    Die Senscapes-Initiative lädt dazu ein, mit allen Sinnen zu erleben, wie sich Umweltveränderungen auf das persönliche Wohlbefinden auswirken. Methoden aus der künstlerischen Forschung und Umweltpsychologie fliessen in das Konzept ein.
  • Knack den Asphalt – Raum für Kühlung und Vielfalt
    Versiegelte Flächen wurden entsiegelt, um natürliche Wasserspeicher zu schaffen und die Biodiversität zu fördern. Das begleitende Forschungsprojekt HEAT FHNW untersucht Massnahmen zur Hitze- und Trockenheitsregulierung. In enger Zusammenarbeit mit lokalen Behörden und Stadtökolog:innen entstehen langfristige Lösungen für nachhaltige Stadtentwicklung.
  • SociaLandscapes – Zusammenarbeit für lebendige Räume
    Studierende der Innenarchitektur und Szenografie entwickelten gemeinsam mit FHNW ImFreien neue Aufenthaltslandschaften. Das Folgeprojekt «SociaLandscapes 2» wurde 2024 für Olten umgesetzt und erforscht, wie soziale und ökologische Faktoren in der Raumgestaltung miteinander verbunden werden können.

Eine Zukunft in Bewegung

FHNW ImFreien zeigt, dass nachhaltige Transformation mit mutigen Ideen beginnt. Das Projekt wächst stetig weiter – das nächste grosse Experiment, «Marscape», wird die Ostseite des Hallergebäudes 2025 in eine künstlerische Marslandschaft verwandeln und als Testfeld für Mars-Rover-Forschung sowie Begegnungsort dienen. Diese Initiative verbindet gestalterische Experimente mit wissenschaftlicher Forschung und bietet neue Impulse für die Gestaltung zukünftiger Lebensräume.

 

Dank – Gemeinsam mehr erreichen

Ein besonderer Dank geht an alle Mitwirkenden, Unterstützer:innen und Kooperationspartner:innen, die die Initiativen von FHNW ImFreien ermöglichen. Ohne die vielen engagierten Menschen, die sich für nachhaltige Transformation einsetzen, wäre dieses Projekt nicht realisierbar. Unser Netzwerk wächst weiter – lasst uns gemeinsam eine nachhaltige Zukunft gestalten!

 

Bild gezeichnet von Aischa Alfonso Hänggi/10.2022